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Gedruckt nachzulesen in: Wladimir Iljitsch
Lenin: Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus
beim ZK der SED.
Band 22, 3. Auflage, unveränderter
Nachdruck der 1. Auflage 1960, Berlin/DDR. S. 189-309.
Erstellt
am 20.02.1999.
2. Korrektur 29.10.2000
"Ein immer wachsender Teil des Kapitals der Industrie", schreibt
Hilferding, "gehört nicht den Industriellen, die es anwenden.
Sie erhalten die Verfügung über das Kapital nur
durch die Bank, die ihnen gegenüber den Eigentümer
vertritt. Anderseits muß die Bank einen immer wachsen-
Diese Definition ist insofern unvollständig, als ihr
der Hinweis auf eines der wichtigsten Momente fehlt, nämlich
auf die Zunahme der Konzentration der Produktion und des Kapitals
in einem so hohen Grade, daß die Konzentration zum Monopol
führt und geführt hat. Doch wird in der ganzen
Darstellung Hilferdings überhaupt und insbesondere in den
zwei Kapiteln, die demjenigen, dem diese Definition entnommen ist,
vorangehen, die Rolle der
Konzentration der Produktion, daraus erwachsende Monopole, Verschmelzung oder Verwachsen der Banken mit der Industrie - das ist die Entstehungsgeschichte des Finanzkapitals und der Inhalt dieses Begriffs.
Wir haben jetzt zu schildern, wie das "Wirtschaften" der kapitalistischen Monopole
im allgemeinen Milieu der Warenproduktion und des Privateigentums
unvermeidlich zur Herrschaft der Finanzoligarchie wird. Zu bemerken
ist, daß die Vertreter der deutschen und nicht allein der
deutschen bürgerlichen Wissenschaft wie Riesser, Schulze-Gaevernitz,
Liefmann u.a., ausnahmslos Apologeten des Imperialismus und des
Finanzkapitals sind. Sie enthüllen nicht die "Mechanik"
der Entstehung der Oligarchie, ihre Methoden, den Umfang ihrer Einkünfte,
"der makellosen wie der makelhaften", ihre Verbindungen mit den
Parlamenten usw. usf., sondern vertuschen und beschönigen
sie. Sie tun diese "verdammten Fragen" wichtigtuerisch mit dunkle
Phrasen ab, indem sie an das "Verantwortungsgefühl" der
Bankdirektoren appellieren, das "Pflichtgefühl" der preußischen
Beamten in den Himmel heben, sich ernsthaft mit dem Krimskrams ganz
unernster Gesetzentwürfe über "Aufsicht" und "Reglementierung"
beschäftigen und sich mit müßiger theoretischer
(Kursiv und fettgedruckt in dem Werk des Professors.) Demnach hätte es Handel schon beim Urmenschen gegeben, dem Tausch noch unbekannt war, und es müßte ihn auch in der sozialistischen Gesellschaft geben!
Aber die ungeheuerlichen Tatsachen. die die ungeheuerliche Herrschaft der Finanzoligarchie betreffen, springen dermaßen in die Augen, daß in allen kapitalistischen Ländern, in Amerika wie in Frankreich und Deutschland, eine Literatur entstanden ist, die vom bürgerlichen Standpunkt ausgeht und dennoch ein annähernd wahres Bild sowie eine natürlich kleinbürgerliche Kritik der Finanzoligarchie gibt.
Die Hauptaufmerksamkeit ist dem "Beteiligungssystem" zuzuwenden, von dem oben bereits kurz die Rede war. Der deutsche Ökonom Heymann, der diesem System wohl als erster Beachtung geschenkt hat, beschreibt das Wesen der Sache folgendermaßen:
"Der Leiter kontrolliert die Muttergesellschaft, diese die Tochtergesellschaften,
diese wieder die Enkel usw., so daß man mit nicht allzu
großem Kapital Riesengebiete der Produktion beherrschen
kann; denn wenn immer die Herrschaft über 50% des Kapitals
zur Kontrolle genügt, so braucht der Leiter nur 1 Mill.
zu besitzen, um schon 8 Mill. Kapital bei den Enkelgesellschaften
kontrollieren zu können. Schachtelt er noch weiter, so kommt
er auf 16 Mill., 32 Mill. usw."(48)
In Wirklichkeit aber zeigt die Erfahrung, daß der Besitz
von 40% der Aktien genügt, um die Kontrolle über
eine Aktiengesellschaft zu haben (49),
Aber das "Beteiligungssystem" dient nicht nur dazu, die Macht
der Monopolisten riesenhaft zu vermehren, es ermöglicht
außerdem, jede Art von dunklen und schmutzigen Geschäften
straflos zu betreiben und das Publikum zu schröpfen, denn
formell, nach dem Gesetz, sind die Leiter der "Muttergesellschaft"
für die "Tochtergesellschaft" nichtverantwortlich, die als
"selbständig" gilt und
"So war beispielsweise die Aktiengesellschaft für Federstahlindustrie
in Kassel, bis vor einigen Jahren eines der bestrentierenden Unternehmen Deutschlands,
durch verkehrte Maßnahmen der Verwaltung so heruntergewirtschaftet
worden, daß die Dividenden innerhalb weniger Jahre von 15
auf 0% zurückgingen. Die Verwaltung hatte einem Tochterunternehmen,
der Hassia G.m.b.H., deren nominelles Kapital nur einige Hunderttausend
Mark betrug, ohne Wissen der Aktionäre
...
Die Bilanzen zahlreicher Aktiengesellschaften gleichen jenen aus dem Mittelalter bekannten Palimpsesten, bei denen man erst die Schrift auslöschen mußte, um die hinter ihr stehenden Zeichen mit dem wirklichen Sinn entziffern zu können." (Ein Palimpsest ist ein Pergament, auf dem die ursprüngliche Schrift ausgelöscht und darüber ein anderer Text geschrieben ist.)
"Das einfachste und darum am häufigsten angewandte Mittel,
um eine Bilanz undurchsichtig zu machen, besteht in der Spaltung
des einheitlichen Betriebes in mehrere Teile in Form einer Errichtung
oder Angliederung von Tochtergesellschaften. Die Vorzüge
dieses Systems sind im Hinblick auf die verschiedensten Zwecke -
legale und illegale - so einleuchtend, daß man größere
Gesellschaften, die das System nicht akzeptiert haben, heute schon
als Ausnahmen bezeichnen muß."(51)
Als Beispiel einer großen Monopolgesellschaft, die dieses
System in weitestem Ausmaß anwendet, nennt der Verfasser
die berühmte "Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft"
(AEG, von der noch im weiteren die Rede sein wird). Im Jahre 1912
nahm man an, daß die AEG an
Alle Vorschriften der Kontrolle, der Veröffentlichung der Bilanzen, der Ausarbeitung eines bestimmten Bilanzschemas, der Einsetzung von Aufsichtsinstanzen u.dgl.m., womit Professoren und Beamte in wohlgemeinter Absicht - d.h. in der Absicht, den Kapitalismus zu verteidigen und zu beschönigen - die Aufmerksamkeit des Publikums in Anspruch nehmen, können hier keinerlei Bedeutung haben. Denn das Privateigentum ist heilig, und man kann niemandem verwehren, Aktien zu kaufen, zu verkaufen, umzutauschen, zu verpfänden usw.
Welche Ausmaße das "Beteiligungssystem" in den russischen
Großbanken angenommen hat, kann man nach den Angaben von
E. Agahd beurteilen, der 15 Jahre in der Russisch-Chinesischen Bank
tätig war und im Mai 1914 ein Werk unter dem nicht ganz
zutreffenden Titel "Großbanken und Weltmarkt" (53)
Nach diesen Angaben entfallen von den fast 4 Milliarden Rubel
"arbeitenden" Kapitals der Großbanken
Die ganze "Machtbilanz" der Petersburger Großbanken schätzt der Verfasser auf 8.235 Millionen Rubel oder nahezu 81/4 Milliarden; dabei verteilt er die "Beteiligung" oder richtiger die Herrschaft der ausländischen Banken folgendermaßen: die französischen Banken 55%, die englischen 10%, die deutschen 35%. Von der Summe des funktionierenden Kapitals in Höhe von 8.235 Millionen entfallen 3.687 Millionen, d.h. mehr als 40%, laut Berechnung des Verfassers auf die Syndikate Produgol und Prodamet sowie auf die Syndikate der Erdöl-, metallurgischen und Zementindustrie. Die Verschmelzung des Bankkapitals mit dem Industriekapital, im Zusammenhang mit der Bildung kapitalistischer Monopole, hat also auch in Rußland enorme Fortschritte gemacht.
Das Finanzkapital, das in wenigen Händen konzentriert
ist und faktisch eine Monopolstellung einnimmt, zieht kolossale
und stets zunehmende Profite aus Gründungen, aus dem Emissionsgeschäft,
aus Staatsanleihen usw., verankert die Herrschaft der Finanzoligarchie
und legt der gesamten Gesellschaft einen Tribut zugunsten der Monopolisten
auf. Hier eines der zahllosen von Hilferding angeführten
Beispiele für das "Wirtschaften" der amerikanischen Trusts:
Im Jahre 1887 gründete Havemeyer den Zukkertrust durch
Verschmelzung von 15 kleinen Gesellschaften mit einem Gesamtkapital
von 61/2 Millionen Dollar.
Das Kapital des Trusts wurde aber, wie der amerikanische Ausdruck
lautet, "verwässert" und auf 50 Millionen festgesetzt.
Diese "Überkapitalisation"
In Frankreich hat die Herrschaft der "Finanzoligarchie" ("Gegen
die Finanzoligarchie in Frankreich" heißt das bekannte
Buch von Lysis, das 1908 in fünfter Auflage erschien) eine
nur wenig gewandelte Form angenommen. Die vier größten
Banken besitzen nicht ein relatives, sondern ein "absolutes Monopol"
bei der Emission von Wertpapieren. Tatsächlich ist das
ein "Trust der Großbanken". Das Monopol sichert Monopolprofite
bei den Emissionen. Das borgende Land erhält bei Anleihen
gewöhnlich nicht mehr als 90% der Summe: 10% fallen den
Banken und den übrigen Vermittlern zu. Bei der russisch-chinesischen
Anleihe von 400 Mill. Francs profitierten die Banken 8%; bei der
russischen (1904) von 800 Mill. 10%; bei der marokkanischen (1904)
von 621/2 Mill. Francs 183/4%. Der Kapitalismus, der
seine Entwicklung als kleines Wucherkapital begann, beendet seine
Entwicklung als riesiges Wucherkapital. "Die Franzosen sind die Wucherer
Europas", sagt Lysis. Alle Verhältnisse des Wirtschaftslebens erfahren
infolge dieser Wandlung des Kapitalismus eine tiefgehende Veränderung.
Bei Stagnation des Bevölkerungsstandes, der Industrie,
des Handels und der Seeschiffahrt kann sich das "Land" durch Wucher
bereichern. "Fünfzig Personen mit einem Kapital von 8 Millionen
Francs verfügen über
Bei der Entwicklung und Festigung der Finanzoligarchie spielt
die außerordentlich gewinnbringende Emission von Wertpapieren
als eine der wichtigsten Transaktionen des Finanzkapitals eine sehr
wichtige Rolle. "Es gibt im Inlande kein Geschäft dieser
Art, das auch nur annähernd einen solchen Nutzen abwirft
wie die Übernahme und Weiterbegebung einer fremden Anleihe",
schreibt die deutsche Zeitschrift "Die Bank" (55).
"Es gibt kein Bankgeschäft, welches so große Gewinne mit sich brächte wie das Emissionsgeschaft." Der Gewinn bei der Emission von Industrieaktien betrug nach einer Zusammenstellung des "Deutschen Ökonomist" im Durchschnitt der Jahre:
1895 - 38,6% --- 1898 - 67,7%
1896 - 36,1%
--- 1899 - 66,9%
1897 - 66,7% --- 1900 - 55,2%
"In dem Jahrzehnt von 1894 bis 1900 sind an deutschen Industriewerten
allein
Während zur Zeit des industriellen Aufschwungs die Profite
des Finanzkapitals unerhört groß sind, gehen in
Zeiten des Niedergangs die kleinen und schwachen Unternehmungen
zugrunde, die Großbanken aber "beteiligen sich" dann an
deren Aufkauf zu Spottpreisen oder an profitablen "Sanierungen"
und "Reorganisationen". Bei den "Sanierungen" der mit Verlust arbeitenden
Unternehmungen wird "das Aktienkapital herabgesetzt; das heißt,
das Erträgnis verteilt sich auf ein geringeres Kapital,
ist diesem alsdann angemessen. Oder wenn kein Erträgnis
da ist, so wird neues Kapital aufgebracht, das, mit dem minderbewerteten
alten
Ein Beispiel: Die Aktiengesellschaft für Bergbau " Union"
in Dortmund ist 1872 gegründet worden. Es wurden Aktien
in Höhe von fast 40 Mill. Mark aufgelegt, und als im ersten
Jahr eine Dividende von 12% ausgeschüttet wurde, stieg
der Kurs auf 170%. Das Finanzkapital schöpfte den Rahm
ab und steckte die Kleinigkeit von etwa 28 Millionen ein. Bei der
Gründung dieser Gesellschaft spielte die Hauptrolle die
"Disconto-Gesellschaft", dieselbe deutsche Großbank, die
es glücklich auf ein Kapital von 300 Mill. Mark gebracht
hat. Später sinken die Dividenden der "Union" auf Null. Die
Aktionäre müssen sich damit einverstanden erklären,
daß Kapital "abgeschrieben" wird d.h., daß sie,
um nicht das Ganze einzubüßen, einen Teil des
Gelde verlieren. Und als Resultat einer Kette von "Sanierungen" verschwinden
aus den Büchern der "Union" im Laufe von 30 Jahren über 73
Millionen Mark. "Heute hat der ursprüngliche Aktionär
dieser Gesellschaft nur noch 5 Prozent des Nominalwertes seiner
Unionaktien in der Hand" (58),
Eine besonders gewinnbringende Transaktion des Finanzkapitals
ist auch die Spekulation mit Grundstücken in der Umgebung
schnell wachsender Großstädte. Das Bankmonopol
verschmilzt hier mit den Monopolen der Grundrente und des Verkehrswesens,
denn das Steigen der Preise für Grundstücke, die
Möglichkeit, diese in Parzellen günstig zu verkaufen u.a.m.,
hängt vor allem von der guten Verkehrsverbindung mit dem
Zentrum der Stadt ab, und diese Verkehrsmittel befinden sich in
den Händen großer Gesellschaften, die durch das
Beteiligungssystem und die Verteilung von Direktorenposten mit eben
denselben Banken verbunden sind. So entsteht das, was der deutsche
Schriftsteller L. Eschwege, ein Mitarbeiter der Zeitschrift "Die
Bank", der den Terrainhandel, die Verpfändung von Grundstücken
usw. speziell studierte, den "Sumpf" genannt hat: wahnwitzige Spekulation
mit Vorortgrundstücken, Zusam-
Die "amerikanischen Sitten", vor denen europäische Professoren und wohlgesinnte Bürger so heuchlerisch die Augen zum Himmel aufschlagen, sind in der Epoche des Finanzkapitals buchstäblich zu Sitten einer jeden Großstadt in jedem beliebigen Lande geworden.
In Berlin war Anfang 1914 davon die Rede, einen "Verkehrstrust"
zu gründen, d.h. eine "Interessengemeinschaft" zwischen
den drei Berliner Verkehrsunternehmen: Hochbahn, Straßenbahn
und Omnibusgesellschaft. "Daß eine solche Absicht besteht",
schrieb "Die Bank", "weiß man schon seit dem Tage, wo es
bekannt wurde, daß die Aktienmehrheit des Omnibusunternehmens
in den Besitz der beiden anderen Verkehrsgesellschaften übergegangen
war ... man kann den Betreibern dieser Pläne ohne weiteres
glauben, daß sie durch eine einheitliche Regelung des Verkehrswesens
Ersparnisse zu erzielen hoffen, von denen ein Teil schließlich
auch dem Publikum zugute kommen könnte. Die Frage wird
aber dadurch kompliziert, daß hinter dem sich bildenden
Verkehrstrust Banken stehen, die, wenn sie wollen, den von ihnen
monopolisierten Verkehr in den Dienst ihrer Terraininteressen stellen
können. Daß dieser Gedanke sehr naheliegt, leuchtet
ein, wenn man sich erinnert, daß schon bei der Gründung
der Hochbahngesellschaft eine Verquickung von Verkehrsinteressen
mit den Terraininteressen der die Hochbahn patronisierenden Großbank
stattgefunden, ja sogar eine wesentliche Voraussetzung für
die Schaffung dieses Verkehrsunternehmens gebildet hat. Die östliche
Linie der Hochbahn sollte die Terrains erschließen, welche
die Bank, nachdem die Bahn
Ist das Monopol einmal zustande gekommen und schaltet und waltet
es mit Milliarden, so durchdringt es mit absoluter Unvermeidlichkeit
alle Gebiete des öffentlichen Lebens, ganz unabhängig
von der politischen Struktur und beliebigen anderen "Details". In
der deutschen ökonomischen Literatur ist es üblich,
die Unbestechlichkeit des preußischen Beamtentums lakaienhaft über
den grünen Klee zu loben, mit deutlichen Seitenhieben auf
den französischen Panamaskandal und die amerikanische politische
Korruption. Aber es ist eine Tatsache, daß sogar die bürgerliche
Literatur über das deutsche Bankwesen fortwährend
gezwungen ist, weit über die Behandlung reiner Bankoperationen
hinauszugehen und beispielsweise aus Anlaß der sich häufenden
Fälle des Übertritts von Regierungsbeamten in
den Bankdienst von einem "Zug zur Bank" zu schreiben: "Wie steht
es aber um die Unbefangenheit eines Staatsbeamten, dessen stilles
Sehnen ein warmes Plätzchen in der Behrenstraße
ist?"(61) -
Was Rußland betrifft, so wollen wir uns auf ein Beispiel
beschränken: Vor einigen Jahren ging durch alle Zeitungen
die Nachricht, daß der Direktor der Kreditkanzlei, Dawydow,
den Staatsdienst quittiert und einen Posten in einer Großbank übernimmt,
mit einem Gehalt, das laut Vertrag in wenigen Jahren über
eine Million Rubel betragen soll. Die Kreditkanzlei ist eine Institution,
deren Aufgabe die "Vereinheitlichung der Tätigkeit aller Kreditinstitutionen
des Reiches" ist und die den hauptstädtischen Banken Subsidien
bis zu 800 und 1.000 Millionen Rubel gewährt.(64) ---
Die Trennung des Kapitaleigentums von der Anwendung des Kapitals in der Produktion, die Trennung des Geldkapitals vom industriellen oder produktiven Kapital, die Trennung des Rentners, der ausschließlich vom Ertrag des Geldkapitals lebt, vom Unternehmer und allen Personen, die an der Verfügung über das Kapital unmittelbar teilnehmen, ist dem Kapitalismus überhaupt eigen. Der Imperialismus oder die Herrschaft des Finanzkapitals ist jene höchste Stufe des Kapitalismus, wo diese Trennung gewaltige Ausdehnung erreicht. Das Übergewicht des Finanzkapitals über alle übrigen Formen des Kapitals bedeutet die Vorherrschaft des Rentners und der Finanzoligarchie, bedeutet die Aussonderung weniger Stauten, die finanzielle "Macht" besitzen. In welchen Ausmaßen dieser Prozeß vor sich geht, laßt sich beurteilen an Hand der Statistik der Emissionen, d.h. der Ausgabe von Wertpapieren aller Art.
Im "Bulletin des Internationalen Statistischen Instituts" veröffentlichte
A. Neymarck (65)
In den siebziger Jahren erhöhte sich die Gesamtsumme der Emissionen in der ganzen Welt besonders durch Anleihen im Zusammenhang mit dem Deutsch-Französischen Krieg und der darauffolgenden Gründerperiode in Deutschland. Im großen ganzen geht die Vermehrung im Laufe der letzten drei Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts verhältnismäßig nicht sehr rasch vor sich, und erst das erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts bringt eine gewaltige Vermehrung, fast eine Verdoppelung in zehn Jahren. Der Anfang des 20. Jahrhunderts bildet also den Wendepunkt nicht nur in bezug auf das Wachstum der Monopole (Kartelle, Syndikate und Trusts), wovon bereits die Rede war, sondern auch in bezug auf das Anwachsen des Finanzkapitals.
Die Gesamtsumme der Wertpapiere in der ganzen Welt schätzt Neymarck für das Jahr 1910 ungefähr auf 615 Milliarden Francs. Nach annähernder Berechnung der Doppelzählungen reduziert er die Summe auf 575-600 Milliarden. Sie verteilen sich nach Ländern (unter Zugrundelegung von 600 Milliarden) wie folgt:
Ganz besonders muß auf die Rolle eingegangen werden, die bei der Schaffung des internationalen Netzes der Abhängigkeiten und der Verbindungen des Finanzkapitals der Kapitalexport spielt.
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