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Gedruckt nachzulesen in: Wladimir Iljitsch
Lenin: Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus
beim ZK der SED.
Band 22, 3. Auflage, unveränderter
Nachdruck der 1. Auflage 1960, Berlin/DDR. S. 189-309.
Erstellt
am 20.02.1999.
2. Korrektur 29.10.2000
Einesteils dürfte es für viele Kommunisten in den fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern sogar von Nutzen sein, sich am Beispiel dieser vom Standpunkt der zaristischen Zensur legalen Schrift davon zu überzeugen, daß es möglich und notwendig ist, selbst die geringen Überreste von Legalität, die den Kommunisten beispielsweise im heutigen Amerika oder in Frankreich nach den jüngsten Verhaftungen fast aller Kommunisten noch verbleiben, dazu auszunutzen, die ganze Verlogenheit der sozialpazifistischen Ansichten und Hoffnungen auf die "Weltdemokratie" aufzudecken. In diesem Vorwort will ich versuchen, die notwendigsten Ergänzungen zu dieser Schrift, die der Zensur unterlag, zu geben.
Denn der Beweis für den wahren sozialen oder, richtiger
gesagt, den wahren Klassencharakter eines Krieges ist selbstverständlich
nicht in der diplomatischen Geschichte des Krieges zu suchen, sondern
in der Analyse der
Gerade solche unwiderlegbaren zusammenfassenden Daten habe ich
bei der Schilderung der
Der Bau von Eisenbahnen scheint ein einfaches, natürliches,
demokratisches, kulturelles, zivilisatorisches Unternehmen zu sein:
Ein sol-
Auf der Arbeit des Kleinproduzenten beruhendes Privateigentum,
freie Konkurrenz, Demokratie - alle diese Schlagworte, mit denen
die Kapitalisten und ihre Presse die Arbeiter und Bauern betrügen,
liegen weit zurück. Der Kapitalismus ist zu einem Weltsystem
kolonialer Unterdrückung und finanzieller Erdrosselung
der übergroßen Mehrheit der Bevölkerung
der Erde durch eine Handvoll "fortgeschrittener" Länder geworden.
Und in diese "Beute" teilen sich zwei, drei weltbeherrschende, bis
an die Zähne bewaffnete Räuber (Amerika, England,
Japan), die die ganze Welt in
Der Frieden von Brest-Litowsk, von dem monarchistischen Deutschland diktiert, und dann der weitaus bestialischere und niederträchtigere Frieden von Versailles, von "demokratischen" Republiken, Amerika und Frankreich, sowie vom "freien" England diktiert, haben der Menschheit einen überaus nützlichen Dienst geleistet, indem sie sowohl die gedungenen Tintenkulis des Imperialismus entlarvten wie auch die reaktionären Spießer - mögen diese sich auch Pazifisten und Sozialisten nennen -, die den "Wilsonismus" priesen und zu beweisen suchten, daß unter dem Imperialismus Frieden und Reformen möglich seien.
Dutzende Millionen von Leichen und Krüppeln, die der
Krieg hinterließ - ein Krieg, der darum geführt
wurde, ob die englische oder die deutsche Gruppe von Finanzräubern
einen größeren Teil der Beute erhalten soll -, und
dann diese beiden "Friedensverträge" öffnen mit
einer bisher ungekannten Schnelligkeit Millionen und aber Millionen
durch die Bourgeoisie eingeschüchterter, niedergehaltener,
betrogener und be-
Das Basler Manifest der II Internationale, das 1912 eine Einschätzung nicht des Krieges überhaupt (es gibt verschiedene Kriege, es gibt auch revolutionäre Kriege), sondern gerade desjenigen Krieges gab, der 1914 ausbrach, dieses Manifest ist uns als Denkmal, das den ganzen schmachvollen Bankrott, das ganze Renegatentum der Helden der II. Internationale anprangert, erhalten geblieben.
Ich bringe deshalb dieses Manifest im Anhang zu der vorliegenden Ausgabe und mache die Leser eindringlich darauf aufmerksam, daß die Helden der II. Internationale alle jene Stellen des Manifests geflissentlich umgehen, wo von dem Zusammenhang eben dieses kommenden Krieges mit der proletarischen Revolution präzis, klar und direkt die Rede ist - sie ebenso geflissentlich umgehen, wie ein Dieb die Stelle meidet, wo er gestohlen hat.
Besondere Aufmerksamkeit ist in der vorliegenden Schrift der Kritik des "Kautskyanertums" gewidmet, jener internationalen geistigen Strömung, die in allen Ländern der Welt von den "angesehensten Theoretikern", den Führern der II. Internationale (Otto Bauer und Co. in Österreich, Ramsay MacDonald u.a. in England, Albert Thomas in Frankreich usw. usf.) samt einer Unmenge von Sozialisten, Reformisten, Pazifisten, bürgerlichen Demokraten und Pfaffen vertreten wird.
Diese geistige Strömung ist einerseits ein Produkt der Zersetzung, der Verwesung der II. Internationale und anderseits die unvermeidliche Frucht der Ideologie von Kleinbürgern, die infolge ihrer ganzen Lebenslage im Banne bürgerlicher und demokratischer Vorurteile befangen sind.
Bei Kautsky und seinesgleichen bedeuten derartige Ansichten den
vollständigen Verzicht gerade auf die revolutionären
Grundlagen des Marxismus, die dieser Schriftsteller jahrzehntelang, übrigens
besonders im Kampfe gegen den sozialistischen Opportunismus (von
Bernstein, Millerand, Hyndman, Gompers u.a.) verteidigt hat. Es
ist daher kein Zufall, daß
Die in der ganzen Welt anwachsende proletarische revolutionäre Bewegung im allgemeinen und kommunistische Bewegung im besonderen kann der Analyse und Aufdeckung der theoretischen Fehler des "Kautskyanertums" nicht entraten. Das gilt um so mehr, als die Strömungen des Pazifismus und des "Demokratismus" schlechthin, die nicht im geringsten den Anspruch erheben, marxistisch zu sein, die aber genauso wie Kautsky und Co. die Tiefe der Widersprüche des Imperialismus und die Unvermeidlichkeit der durch ihn erzeugten revolutionären Krise vertuschen - als diese Strömungen in der ganzen Welt noch außerordentlich stark verbreitet sind. Und der Kampf gegen diese Strömungen ist Pflicht der Partei des Proletariats, die der Bourgeoisie die von ihr betörten Kleinproduzenten und die Millionen der in mehr oder weniger kleinbürgerliche Lebensverhältnisse versetzten Werktätigen entreißen muß.
Einige Worte müssen über das Kapitel VIII: "Parasitismus und Fäulnis des Kapitalismus" gesagt werden. Wie schon im Text des Buches vermerkt ist, hat Hilferding, der ehemalige "Marxist", aber jetzige Mitstreiter Kautskys und einer der Hauptrepräsentanten der bürgerlichen, reformistischen Politik in der "Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands", in dieser Frage im Vergleich zu dem offenen Pazifisten und Reformisten, dem Engländer Hobson, einen Schritt zurück getan. Die internationale Spaltung der gesamten Arbeiterbewegung ist jetzt schon ganz offen zutage getreten (II. und III. Internationale). Auch die Tatsache des bewaffneten Kampfes und des Bürgerkriegs zwischen den beiden Richtungen ist zutage getreten: in Rußland Unterstützung Koltschaks und Denikins durch die Menschewiki und "Sozialrevolutionäre" gegen die Bolschewiki, in Deutschland die Scheidemann samt Noske und Co. mit der Bourgeoisie gegen die Spartakusleute, desgleichen in Finnland, Polen, Ungarn usw. Was ist nun die ökonomische Grundlage dieser weltgeschichtlichen Erscheinung?
Es ist klar, daß man aus solchem gigantischen
Diese Schicht der verbürgerten Arbeiter oder der "Arbeiteraristokratie",
in ihrer Lebensweise, nach ihrem Einkommen, durch ihre ganze Weltanschauung
vollkommen verspießert, ist die Hauptstütze der
II. Internationale und in unseren Tagen die soziale (nicht militärische)
Ohne die ökonomischen Wurzeln dieser Erscheinung begriffen zu haben, ohne ihre politische und soziale Bedeutung abgewogen zu haben, ist es unmöglich, auch nur einen Schritt zur Lösung der praktischen Aufgaben der kommunistischen Bewegung und der kommenden sozialen Revolution zu machen.
Der Imperialismus ist der Vorabend der sozialen Revolution des Proletariats. Das hat sich seit 1917 im Weltmaßstab bestätigt.
6. Juli 1920
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