Die Hermeneutik wird oft als die Satzlehre der Logik bezeichnet. Das ist richtig und falsch. Es ist richtig, weil Aristoteles in der Analytik nicht über den in der Hermeneutik betrachteten Gegenstand hinausgeht. Es ist falsch, weil der hier behandelte Gegenstand nur die Hälfte des logischen Satzes »a=b« ist, nämlich »a=« .
Auch wenn Aristoteles im Verlauf sagt, »a=etwas«, so bleibt der Gegenstand stets »a=«. Das erklärt Aristoteles' Weigerung, dem b in der Hermeneutik dasselbe Gewicht zu geben wie dem a; denn »alle b« wären für ihn eine Tautologie, wenn bereits »alle a=« gesagt ist; »alle a= alle b« würde also zweimal dasselbe sagen.
Die berechtigte Ursache hierfür ist, dass Aristoteles den Satz in der Analytik als eine Einheit erkennt, aber in »a ist b« formal eine Zweiheit sieht.
Der Frage, wie aus der Zweiheit von a und b, etwa von Tier und Mensch, eine Einheit zu machen ist, ist ein großer Teil des aristotelischen Werks gewidment. In der Metaphysik gelingt Aristoteles die präzise sprachliche Formulierung dieser Einheit, nicht jedoch ihre Formalisierung.
Daher tut er, was er stets tut, wenn er einen Gegenstand noch nicht ganz entwickelt hat: Er nimmt den Teil, den er hat und keinen Fingerbreit mehr. Das ist dann zwar für den, der das Ganze in Teile und Unterteile teilt, unbefriedigend, aber es ist der Garant dafür, dass die Unzahl von Fehlern, die bei der scheinbar einfachen Sache wie der der Teilung eines Ganzen in seine Teile, zwangsläufig auftreten, nicht auftreten.
Das Ziel der vorliegenden Bearbeitung der Hermeneutik ist einmal, die Formalisierung des »a =« so, wie Aristoteles sie vorgibt. Und zum anderen die darauf aufbauende Formalisierung des »a = b« zu ermöglichen, wie sie in der Logik benötigt wird.
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